1. FC Union Berlin Frauen kämpfen nicht nur gegen Verletzungen – Einblicke in die überraschenden Herausforderungen

„1. FC Union Berlin Frauen kämpfen nicht nur gegen Verletzungen – Einblicke in die überraschenden Herausforderungen und interne Probleme des Teams!“

 

Die Frauenmannschaft des 1. FC Union Berlin steht derzeit vor einer ihrer schwierigsten Phasen seit Jahren. Was von außen vielleicht nur nach einer gewöhnlichen Verletzungskrise aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als viel tiefgreifenderes Problem, das sportliche, mentale und strukturelle Aspekte miteinander verknüpft. Die Berlinerinnen, die zu Beginn der Saison noch mit großem Selbstvertrauen in die Regionalliga gestartet waren und von vielen Experten als klarer Aufstiegskandidat gehandelt wurden, müssen sich nun mit einer Serie von Rückschlägen auseinandersetzen, die die gesamte Dynamik innerhalb der Mannschaft verändert hat. Verletzungen, fehlendes Selbstvertrauen, taktische Unsicherheiten und interne Spannungen haben eine Atmosphäre geschaffen, in der das Team um Fassung ringt.

Zunächst fällt auf, dass die Verletztenliste länger ist als bei fast jedem anderen Team der Liga. Schlüsselspielerinnen wie Kapitänin Lisa Heiseler und Abwehrchefin Gina Chmielinski fehlen seit Wochen. Ihre Abwesenheit ist nicht nur sportlich ein Rückschlag, sondern auch emotional ein schwerer Verlust. Beide sind Stimmen in der Kabine, die normalerweise Ruhe, Stabilität und Motivation ausstrahlen. Ohne sie fehlt es Union an der nötigen Balance zwischen Angriffslust und defensiver Disziplin. Besonders im Mittelfeld, wo die Ordnung bislang von Heiseler bestimmt wurde, herrscht momentan Unruhe. Ersatzspielerinnen müssen Verantwortung übernehmen, die sie zuvor nicht gewohnt waren, und das führt zu Unsicherheiten, die sich auf das gesamte Team übertragen.

Trainerin Jennifer Zietz, selbst einst eine erfahrene Nationalspielerin, versucht, den wachsenden Druck zu moderieren. Doch auch sie steht vor einer schwierigen Aufgabe. Die Erwartungshaltung im Verein ist groß. Seit der Gründung der Frauenabteilung hat Union den Anspruch, sich Schritt für Schritt nach oben zu arbeiten und irgendwann in der 2. Bundesliga anzukommen. Nach dem starken Saisonstart schien dieses Ziel realistischer denn je. Doch nun ist die Realität härter als gedacht. Zietz betont in Interviews immer wieder, dass man „Ruhe bewahren“ müsse, aber inoffiziell ist zu hören, dass die Stimmung im Trainerteam und unter den Spielerinnen angespannt ist.

Das Team kämpft nicht nur mit der physischen Belastung, sondern auch mit der mentalen. Niederlagen wie zuletzt gegen Viktoria Berlin oder Turbine Potsdam II haben Spuren hinterlassen. Spielerinnen berichten von wachsendem Frust, weil sich das Gefühl einschleicht, dass die harte Arbeit auf dem Trainingsplatz sich nicht in den Ergebnissen widerspiegelt. Besonders junge Talente, die in dieser Saison ihre ersten Einsätze bekommen, spüren die Verantwortung plötzlich stärker. Für viele von ihnen ist es die erste Erfahrung, dass Erfolg im Frauenfußball nicht nur vom Talent, sondern vor allem von Konstanz, mentaler Stärke und Teamkohäsion abhängt.

Hinzu kommt ein organisatorisches Problem, das bislang wenig öffentlich diskutiert wurde. Die Belastung für die Spielerinnen wächst, da Trainingseinheiten, Studium oder Arbeit und Reisen zu den Spielen immer schwieriger unter einen Hut zu bringen sind. Union hat zwar eine wachsende Infrastruktur, aber im Vergleich zu etablierten Erstligisten fehlt es noch immer an professionellen Strukturen. Medizinische Betreuung, Regenerationsmanagement und Trainingssteuerung sind Themen, bei denen der Verein trotz Fortschritten hinterherhinkt. Das zeigt sich auch in der Verletzungsanfälligkeit des Teams – zu viele Muskelverletzungen, zu viele Ausfälle, die mit gezielter Prävention vielleicht vermeidbar wären.

Ein weiteres Thema, das hinter den Kulissen für Unruhe sorgt, ist die Frage nach der Hierarchie. Mit den vielen Ausfällen mussten sich neue Führungsspielerinnen etablieren, doch dieser Übergang ist nicht reibungslos verlaufen. Einige jüngere Spielerinnen fühlen sich unter Druck gesetzt, Verantwortung zu übernehmen, während erfahrene Kräfte, die von Verletzungen zurückkehren, ihren Platz erst wieder finden müssen. Diese Reibung ist nicht unbedingt negativ, kann aber, wenn sie nicht richtig moderiert wird, zu Spannungen im Team führen. Genau das scheint aktuell der Fall zu sein.

Sportlich versucht Union, durch taktische Anpassungen wieder Stabilität zu finden. Zietz hat das System in den letzten Wochen mehrfach geändert – vom klassischen 4-3-3 hin zu einer defensiveren 4-2-3-1-Formation, um die Abwehr zu entlasten. Doch diese Umstellungen haben bislang eher für Verwirrung als für Sicherheit gesorgt. Einige Spielerinnen wirken auf dem Platz gehemmt, als wüssten sie nicht genau, wann sie das Risiko suchen oder den Ball lieber sichern sollen. Der kreative Funke im Offensivspiel, der Union zu Saisonbeginn ausgezeichnet hatte, scheint verschwunden. Statt Spielfreude ist nun Vorsicht zu spüren, und das Publikum auf dem Fritz-Lesch-Sportplatz bemerkt diesen Wandel deutlich.

Trotz der Schwierigkeiten ist nicht alles düster. In Gesprächen mit Fans und Vereinsmitarbeitern zeigt sich, dass die Unterstützung ungebrochen ist. Die Union-Familie steht hinter ihren Frauen, das ist spürbar bei jedem Heimspiel. Auch die Vereinsführung signalisiert Geduld und Vertrauen in Zietz und ihr Team. Das Projekt Frauenfußball beim 1. FC Union Berlin wird langfristig gedacht, und Rückschläge gehören dazu. Entscheidend ist, wie das Team mit dieser Phase umgeht – ob es gelingt, gestärkt daraus hervorzugehen oder ob die Unsicherheit zu einem dauerhaften Problem wird.

Ein Lichtblick sind die jüngeren Spielerinnen aus der U20, die in den letzten Wochen ihre Chance bekommen haben. Talente wie Alina Bartz und Celine Rother zeigen, dass es an Potenzial nicht mangelt. Sie bringen Frische, Energie und eine gewisse Unbekümmertheit mit, die dem Team in dieser schwierigen Phase guttut. Wenn Union es schafft, diese jungen Kräfte zu integrieren und gleichzeitig die erfahrenen Spielerinnen wieder an Bord zu holen, könnte die Mannschaft im Saisonverlauf wieder zu alter Stärke zurückfinden.

Doch eines ist klar: Der Weg dorthin ist lang und steinig. Die momentane Krise ist ein Weckruf, dass Erfolg im Frauenfußball nicht allein durch Talent oder Engagement entsteht, sondern durch professionelle Strukturen, mentale Widerstandskraft und vor allem Teamgeist. Union Berlin steht an einem Scheideweg – zwischen einem vorübergehenden Tief und einem strukturellen Problem. Wie der Verein reagiert, wird entscheidend dafür sein, ob die Frauenabteilung ihr großes Ziel, den Aufstieg in den Profibereich, langfristig erreichen kann.

Für die Fans, die Woche für Woche ihre Mannschaft unterstützen, bleibt die Hoffnung, dass diese schwierige Phase nur eine Zwischenstation auf einem größeren Weg ist. Denn eines ist sicher: Die Unionerinnen haben schon oft bewiesen, dass sie kämpfen können – auf dem Platz, gegen die Umstände, und manchmal auch gegen sich selbst. Doch genau dieser Kampfgeist war immer ein Markenzeichen des Vereins, egal ob bei den Männern oder Frauen. Und vielleicht ist es gerade diese Leidenschaft, die Union am Ende wieder auf Kurs bringt.