Dortmunds Kehl rudert zurück: Vertragsende-Spiele für Süle, Can und Brandt stehen bevor
Bei Borussia Dortmund ziehen dunkle Wolken auf, denn gleich mehrere Leistungsträger stehen vor einer ungewissen Zukunft. Sebastian Kehl, Sportdirektor beim BVB, hat jüngst erklärt, dass die Verträge von Niklas Süle, Emre Can und Julian Brandt bald auslaufen werden – und er deutet an, dass es momentan nicht sicher ist, ob es Verlängerungen geben wird. Für die drei Spieler, die zum Teil schon lange Bestandteile der Dortmunder Mannschaft sind, könnte dies ein Wendepunkt sein.
Julian Brandt, der offensiv begabte Mittelfeldspieler, hat einen Vertrag, der noch bis Sommer 2026 läuft. Doch trotz seiner Rolle im Team kommt Kritik auf: Seine Leistungen sind in letzter Zeit nicht konstant genug, und öffentliche Forderungen nach stabileren Leistungen werden lauter. In Gesprächen mit Kehl wird deutlich: Brandt soll vor allem in den kommenden Monaten beweisen, dass er weiter unverzichtbar ist. Nur wenn er in dieser Saison überzeugt, könnte eine Vertragsverlängerung in Betracht gezogen werden. Kehl betont, wie wichtig es sei, nicht allein auf die Formkurve zu schauen, sondern auch darauf, wie ein Spieler sich einbringt, wie er im Mannschaftsgefüge wirkt und welchen Beitrag er leistet. Doch Brandt befindet sich in einer weniger komfortablen Lage als noch vor einigen Jahren.
Emre Can, Kapitän und mittlerweile etablierter Profi, der über Jahre viel Flexibilität zeigte – im Mittelfeld, in der Abwehr, je nachdem, wo das Team ihn braucht – steht ebenfalls am Scheideweg. Sein Vertrag läuft ebenfalls aus, und obwohl seine Verdienste groß sind, wächst intern die Frage, ob sein Preis an Leistung noch gerechtfertigt ist. Verletzungsprobleme, schwankende Form und eine Mannschaft, die sich im Umbruch befindet, machen seine Situation heikel. Dortmund erwartet, dass auch er in den verbleibenden Monaten der Vertragslaufzeit noch einmal mit konstant guten Leistungen überzeugt – denn wer weiß, ob der Klub bereit ist, ein neues Abkommen zu schließen, ohne sicher zu sein, dass diese Leistungen gehalten werden können.
Niklas Süle, früher großer Name aus dem Bayern-Umfeld, bringt nach einem schwierigen Start, vielen Verletzungen und Phasen mit wenig Spielpraxis inzwischen wieder bessere Leistungen. Doch auch bei ihm läuft der Vertrag bald aus – und seine Situation ist ähnlich komplex wie bei Brandt und Can. Der Klub schätzt ihn zwar, erkennt aber auch, wie viel Risiko mit einer langfristigen Verlängerung verbunden ist: Hohe Gehälter, verletzungsbedingte Ausfälle, und die Frage, ob Süle dauerhaft auf seinem Niveau bleibt. Kehl und das Management haben bislang keine Zusage gemacht, dass Süle über sein aktuelles Arbeitspapier hinaus in Schwarzgelb bleibt.
Was bedeutet das konkret für Dortmund? Es heißt, dass diese drei Spieler ihre letzten Spiele mit ihren bestehenden Verträgen bestreiten könnten – es sind „Verträge am Ende“, wie es intern heißt. Das bedeutet: In dieser Saison wird offenbar genau beobachtet, wer sich verantwortlich zeigt, wer Leistung bringt und wer sich in entscheidenden Momenten bewährt. Manches spricht dafür, dass der Klub in diesen Monaten die Kaderstruktur langfristig verändern will. Junge Spieler sollen gestärkt werden, neue Verpflichtungen könnten ins Auge gefasst werden, und vor allem will man vermeiden, in der nächsten Saison mit einer Reihe teurer, älterer Verträge zu kämpfen, die sich kaum amortisiert haben.
Für die Betroffenen heißt das Druck – und Chance zugleich. Brandt, Can und Süle wissen, dass sie beweisen müssen, dass ihre Erfahrungen, ihre Klasse und ihre Bedeutung noch vorhanden sind. Sie müssen nicht nur Spiele gewinnen, Punkte sichern und Leistung bringen, sondern auch in Nebensituationen überzeugen: wie sie sich in Abwehrphasen verhalten, wie sie sich durchsetzen gegen junge Talente, wie sie Führung zeigen – besonders Can als Kapitän. Diese Monate könnten deren Karrieren entscheidend prägen.
Die Fans und Medien verfolgen die Entwicklungen aufmerksam. Auf der einen Seite gibt es Sympathie und Respekt für die Verdienste dieser Spieler. Brandt hat viele Highlights geliefert, Can hat oft Verantwortung übernommen, Süle wurde für sein Potenzial bewundert. Auf der anderen Seite wächst die Kritik an Unbeständigkeit, an Verletzungsanfälligkeit und daran, dass manche Spiele unter ihrem Niveau waren. Spekulationen über mögliche Abgänge nehmen zu, auch über Ablösen, Gehaltsverhandlungen und mögliche Interessenten aus dem In- und Ausland wird gesprochen.
Kehl selbst spricht in Interviews sehr bedacht. Er vermeidet klare Zusagen, betont aber, wie wichtig es sei, einen Kader zu haben, der sowohl Leistung bringt als auch zukunftsfähig ist. Er lobt die Qualität der Spieler, räumt aber ein, dass Fußball ein Geschäft ist, in dem Leistung und Erwartungen eng miteinander verbunden sind. Entscheidungen müssten abgewogen sein – nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern auch finanziell und längerfristig gedacht.
Dass Dortmund in den letzten Jahren große Ziele hatte – nationale Titel, Champions-League-Erfolge – schafft natürlich eine Erwartungssituation, in der man nicht einfach Spieler weiterziehen lassen kann, ohne Ersatz oder Perspektive. Die Konkurrenz wächst, sowohl in der Bundesliga als auch international. Andere Topvereine investieren, verändern, modernisieren. Dortmund will mithalten. Um das zu schaffen, müssen sie Kaderplanung, Verpflichtungen und Vertragsentscheidungen strategisch angehen.
Ein möglicher Vorteil für die Betroffenen: Wenn Brandt, Can oder Süle jetzt noch einmal eine starke Saison spielen, sich kaum Verletzungen einschleichen und sie sich als wichtig erweisen in entscheidenden Momenten, dann könnten sie das Blatt wenden. Manchmal genügt eine Phase mit hoher Leistung, um das Vertrauen zurückzugewinnen und Verlängerungen zu sichern. Doch sie haben wenig Spielraum für Rückschläge.
Was auch auffällt: Dortmunds Fokus verschiebt sich zunehmend hin zu jüngeren Spielern, zu einem Kern, der langfristig entwickeln soll. Junge Talente sollen eingebunden werden, mittelfristig Verantwortung übernehmen. In einem solchen Szenario sind Spieler mit hohen Gehältern, mit Risiko oder mit unsteter Form Lage, neu bewertet zu werden. Die Kaderplanung wird nicht nur auf Positionsbedarf ausgerichtet sein, sondern auch auf Kosten, Langlebigkeit und Werte wie Fitness und Wille.
Für die Vereinsführung ist es eine Gratwanderung. Man will einerseits die Leistungen sichern und eine konkurrenzfähige Mannschaft haben, die in allen Wettbewerben bestehen kann. Andererseits darf man das finanzielle Risiko nicht ignorieren: Spieler, deren Verträge auslaufen, können ablösefrei gehen. Hohe Gehälter für Spieler, deren Leistungen nicht konstant sind, können den Spielraum einschränken. Und interne Mannschaftsgefüge könnten beeinflusst werden, wenn Spieler merken, dass ihr Platz unsicher ist.
Die kommende Zeit wird deshalb bei Borussia Dortmund entscheidend sein. Die nächsten Spiele, besonders in der Liga und in wichtigen Wettbewerben, sind nicht nur sportlich relevant, sondern auch perspektivisch. Wie zeigen sich Brandt, Süle, Can? Wie reagieren sie auf Druck? Wie stabil ist ihre Performance? Wie sehen sie ihre Rolle im Team – als Führungsspieler, als Stabilisatoren, als Spieler mit Erfahrung? Antworten auf all diese Fragen könnten schon im Winter oder zum Saisonende klar werden.
Schlussendlich steht Dortmund an einem Scheideweg. Soll man alles bewahren, was war, oder gründlich umbauen? Kehl scheint zu signalisieren: Der Klub neigt dazu, nicht einfach blind zu verlängern, sondern kritisch zu hinterfragen. Die Zeit der sicheren Planbarkeit scheint weniger geworden zu sein – es zählt, was jemand heute leistet, nicht was er früher geleistet hat.
Für Brandt, Can und Süle ist die Situation also eindeutig: Die nächsten Monate sind Spiele mit großer Bedeutung. Nicht nur wegen Tabellenplatz oder Champions-League-Qualifikation, sondern weil ihre Zukunft davon abhängt. Wer in dieser Phase nachlässt, riskiert, dass seine Zeit bei Borussia Dortmund schneller endet, als man sich das heute vorstellen kann. Wer hingegen wächst, liefern kann, Charakter und Stabilität zeigt, könnte nicht nur seinen Vertrag retten, sondern auch weiterhin eine wichtige Rolle im Verein spielen und vielleicht sogar als Teil eines neuen Kapitels gelten.