Christian Work, die unverwechselbare Stimme des 1. FC Union Berlin, schreibt Geschichte: Zwei internationale Auszeichnungen und ein Weltrekord als dienstältester Stadionsprecher im Spitzenfußball

Christian Work, die unverwechselbare Stimme des 1. FC Union Berlin, schreibt Geschichte: Zwei internationale Auszeichnungen und ein Weltrekord als dienstältester Stadionsprecher im Spitzenfußball

Eine beeindruckende Karriere findet ihren verdienten Höhepunkt: Christian Work, seit Jahrzehnten die prägende Stimme des 1. FC Union Berlin, hat gleich zwei internationale Auszeichnungen erhalten und ist offiziell als dienstältester Stadionsprecher im Spitzenfußball in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen worden. Es ist ein Moment der Anerkennung für eine Tätigkeit, die meist im Hintergrund geschieht – aber für viele Fans untrennbar mit dem Erlebnis Stadion verbunden ist. Für die Anhänger von Union Berlin ist Christian Work weit mehr als nur ein Ansager. Er ist eine Institution, ein Teil der Vereinsidentität, ein akustisches Zuhause in einem sich stetig wandelnden Fußballgeschäft.

Seit mittlerweile über 35 Jahren steht Work mit dem Mikrofon am Spielfeldrand, kündigt Aufstellungen an, moderiert die Halbzeit und begleitet die Fans durch Siege, Niederlagen, Aufstiege und Abstiege. Sein Name ist außerhalb der Union-Familie kaum bekannt, aber seine Stimme kennen hunderttausende. Sie hallt durch die Alte Försterei, durchdringt die Ränge mit Klarheit, Energie und stets einem Hauch von Berliner Schnauze. Eine Stimme, die Menschen beruhigt, aufrüttelt, begeistert. Und eine Stimme, die Geschichte geschrieben hat.

Die internationale Fußball- und Medienwelt wurde erst vor Kurzem auf ihn aufmerksam, als die FIFA gemeinsam mit der World Association of Stadium Presentation (WASP) eine globale Studie über Stadionsprecher veröffentlichte. Dabei wurde nicht nur Work als „dienstältester aktiver Stadionsprecher im Profifußball“ identifiziert, sondern auch sein Beitrag zur Fankultur hervorgehoben. Wenige Tage später folgten zwei Auszeichnungen: Ein Ehrenpreis für „herausragende Verdienste um die Stadionkultur im europäischen Fußball“ sowie ein Sonderpreis der „International Sports Presentation Awards“ für „Lebenswerk in der Live-Kommunikation“.

Die Ehrungen fanden im Rahmen eines Festakts in Zürich statt, bei dem auch Persönlichkeiten wie Pierluigi Collina, Arsène Wenger und die UEFA-Vizepräsidentin Nadine Kessler anwesend waren. Als Christian Work auf die Bühne trat, brandete Applaus auf – nicht wegen eines Tores oder eines Pokals, sondern wegen einer Stimme, die über Jahrzehnte hinweg Menschen begleitet hat. In seiner kurzen Dankesrede zeigte sich Work gerührt, bescheiden und mit trockenem Humor. „Ich bin einfach froh, dass meine Stimme nie heiser geworden ist – außer nach Derbys“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Geboren 1962 in Berlin-Köpenick, war Work selbst nie Fußballprofi. Stattdessen war es seine Leidenschaft für Sprache, Klang und Atmosphäre, die ihn schon früh ins Stadion zog. Als junger Fan stand er selbst auf den Rängen der Alten Försterei, ehe er 1988 zum ersten Mal das Mikrofon übernahm – zunächst als Aushilfe, später als fester Bestandteil des Spieltags. Seitdem hat er kein Heimspiel mehr verpasst. Kein Wetter, keine Krankheit, keine Ausrede. Selbst in den Jahren der Drittliga-Tristesse oder in der DDR-Oberliga war er da. Seine Stimme begleitete Union durch alle Epochen – vom Fast-Abstieg in die Oberliga bis zum Einzug in die Europa League.

Für viele Unioner ist Christian Work mehr als nur eine Stimme. Er ist der Mann, der nach dem Schlusspfiff nicht einfach das Mikrofon ausschaltet, sondern oft noch aufmunternde oder nachdenkliche Worte findet. Der die Aufstellung mit Bedacht, aber ohne künstliches Pathos verliest. Der sich nie in den Vordergrund drängt, aber doch präsent ist. Sein Stil ist ruhig, klar und trotzdem emotional. Kein Marktschreier, kein Showman, sondern ein Begleiter. Einer, der weiß, wann man schreien darf – und wann man besser schweigt.

In einer Zeit, in der Fußball zunehmend von Kommerz, Marketing und Effekthascherei geprägt ist, wirkt Christian Work wie ein Relikt aus einer anderen Ära. Und gerade deshalb ist seine Beständigkeit so wertvoll. Während Vereine ihre Logos ändern, Stadien umbenannt und Trainer im Jahrestakt entlassen werden, bleibt seine Stimme ein Anker. Für viele Fans ist sie der erste Kontakt mit dem Spiel – und oft der tröstlichste nach einer Niederlage. Dass dieser Mann nun weltweite Anerkennung erfährt, erfüllt nicht nur ihn selbst, sondern auch die gesamte Union-Familie mit Stolz.

Im Gespräch mit Journalisten nach der Ehrung zeigte sich Work gewohnt bodenständig. „Ich mach einfach meinen Job. Ich sehe mich nicht als Star oder so. Ich bin da, wenn die Mannschaft rauskommt. Ich lese die Namen vor. Ich versuche, fair zu bleiben – auch wenn’s mal schwerfällt.“ Seine größte Herausforderung? „Den Namen eines neuen Stürmers aus Uruguay richtig auszusprechen, wenn man ihn fünf Minuten vor Anpfiff aufs Ohr bekommt.“ Dann lacht er.

Doch so bescheiden Christian Work auch ist – sein Einfluss ist messbar. Junge Stadionsprecher in ganz Deutschland nennen ihn als Vorbild. Medienexperten loben seine klare, unaufgeregte Art. Und selbst gegnerische Fans geben zu: Die Atmosphäre an der Alten Försterei – mit seiner Stimme als Teil davon – ist einzigartig. Dass er nun sogar im Guinness-Buch der Rekorde auftaucht, ist das i-Tüpfelchen auf einer außergewöhnlichen Laufbahn. 35 Jahre ohne Pause – kein anderer Stadionsprecher im Weltfußball hat diese Konstanz erreicht.

Union Berlin selbst plant nun eine besondere Ehrung für sein Urgestein. Beim nächsten Heimspiel soll Work vor dem Anpfiff offiziell geehrt werden – mit einer Choreografie der Fans und einer kleinen Zeremonie auf dem Platz. Auch eine Gedenktafel in der Alten Försterei ist in Planung, die an seine Verdienste erinnern soll. Vereinspräsident Dirk Zingler äußerte sich in einer Mitteilung wie folgt: „Christian Work ist Union. Seine Stimme ist unser Herzschlag. Diese Auszeichnungen zeigen, was wir alle schon lange wussten: Er ist der beste Stadionsprecher der Welt.“

Ob Christian Work irgendwann in den Ruhestand geht, lässt er offen. „Solange die Stimme hält und mir keiner das Mikro wegnimmt, mach ich weiter. Wenn ich irgendwann bei der Aufstellung ‘vergesse’, wie man ‘Trimmel’ ausspricht, ist es vielleicht Zeit aufzuhören.“ Auch das sagt er mit einem Lächeln – und man glaubt ihm sofort: Er wird da sein, so lange es geht.

Und wenn er eines Tages wirklich aufhört, dann wird es kein lauter Abgang sein. Kein Feuerwerk, keine großen Worte. Vielleicht nur ein letztes „Willkommen an der Alten Försterei“ – und dann Stille. Eine Stille, die lauter sein wird als jeder Applaus.

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