Leverkusen trauert um eine wahre Legende: Wilhelm ‚Willi‘ Nagelschmidt, der 91-jährige Pionier, der das Fundament des Para

„Leverkusen trauert um eine wahre Legende: Wilhelm ‚Willi‘ Nagelschmidt, der 91-jährige Pionier, der das Fundament des Para-Sport-Erfolgs bei Bayer 04 schuf“

 

Leverkusen trauert um eine wahre Legende. Wilhelm „Willi“ Nagelschmidt, der im stolzen Alter von 91 Jahren verstarb, war weit mehr als nur ein Sportfunktionär – er war ein Wegbereiter, ein Visionär und ein Mensch, dessen Leidenschaft und Engagement den Grundstein für den außergewöhnlichen Erfolg des Para-Sports bei TSV Bayer 04 Leverkusen gelegt haben. Mit seinem Tod verliert die Sportwelt nicht nur einen Pionier, sondern auch eine Seele, die über Jahrzehnte hinweg unzähligen Athletinnen und Athleten Mut, Perspektive und eine Heimat im Sport schenkte.

Willi Nagelschmidt stand für Werte, die heute oft als selbstverständlich gelten, es aber nicht sind: Inklusion, Gleichberechtigung und Respekt. Als er sich vor vielen Jahrzehnten entschloss, Menschen mit Behinderung sportliche Teilhabe zu ermöglichen, war dies keineswegs eine Selbstverständlichkeit. In einer Zeit, in der Barrieren – physisch wie gesellschaftlich – noch tief verankert waren, hatte er den Mut, neue Wege zu gehen. Mit unermüdlichem Einsatz schuf er Strukturen, die Menschen mit Handicap eine Bühne gaben, um ihr Talent zu entfalten, ihren Ehrgeiz zu leben und ihre Träume zu verwirklichen.

Sein Engagement für den Para-Sport in Leverkusen begann in einer Ära, in der dieser Bereich noch kaum öffentliche Aufmerksamkeit genoss. Doch Nagelschmidt ließ sich davon nicht beirren. Er glaubte fest daran, dass Leistung, Disziplin und Leidenschaft keine Grenzen kennen. Mit dieser Überzeugung formte er die Grundlagen für das, was heute eine der erfolgreichsten Para-Sport-Abteilungen Europas ist. Unter seiner Initiative entstand eine Gemeinschaft, in der sich Athletinnen und Athleten unabhängig von ihrer körperlichen Verfassung respektiert, gefördert und geehrt fühlten.

Die Para-Sport-Abteilung von TSV Bayer 04 Leverkusen, die heute als eine der besten in Deutschland gilt, trägt unverkennbar seine Handschrift. Namen wie Markus Rehm, Irmgard Bensusan oder Heinrich Popow stehen für internationale Erfolge, Weltrekorde und Paralympische Medaillen – doch hinter all diesen Glanzmomenten steht die Vision eines Mannes, der schon früh an das Potenzial jedes Einzelnen glaubte. Nagelschmidts Wirken war nie laut, aber stets wirkungsvoll. Er arbeitete im Hintergrund, organisierte, motivierte und inspirierte, ohne je die persönliche Anerkennung zu suchen.

Kolleginnen und Kollegen, Weggefährten und ehemalige Athleten beschreiben ihn als warmherzigen, humorvollen Menschen, der immer Zeit für ein gutes Gespräch hatte. Seine Tür stand immer offen – sei es für einen jungen Sportler, der Rat suchte, oder für einen Trainer, der eine neue Idee umsetzen wollte. „Willi war der Motor, der alles ins Rollen brachte“, sagt ein ehemaliger Wegbegleiter. „Er hatte die seltene Gabe, Menschen zu begeistern, ohne sie zu überfordern. Er verstand, dass echter Erfolg im Team entsteht, nicht im Ego.“

Seine Lebensphilosophie war einfach, aber tiefgreifend: Jeder Mensch verdient die Chance, das Beste aus sich herauszuholen. Dieses Leitmotiv zog sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Wirken. Er glaubte daran, dass Sport Brücken bauen kann – zwischen Menschen, Generationen und Kulturen. Diese Haltung prägte nicht nur den Para-Sport in Leverkusen, sondern wurde zu einem Markenzeichen des gesamten Vereins.

Auch nach seiner aktiven Zeit blieb Nagelschmidt dem Sport eng verbunden. Bis ins hohe Alter besuchte er Wettkämpfe, nahm an Ehrungsveranstaltungen teil und verfolgte die Entwicklung „seiner“ Athletinnen und Athleten mit sichtbarem Stolz. Immer wieder betonte er, dass der wahre Erfolg nicht in Medaillen oder Rekorden liege, sondern in den Geschichten der Menschen, die durch Sport Selbstvertrauen und Lebensfreude gewinnen.

Als er nun im Alter von 91 Jahren verstarb, ging eine Ära zu Ende – doch sein Vermächtnis bleibt lebendig. Der Name Wilhelm Nagelschmidt wird in Leverkusen für immer mit Mut, Weitsicht und Menschlichkeit verbunden sein. Er hinterlässt eine Generation von Sportlern und Trainern, die auf seinem Fundament weiter aufbauen. Die Para-Sport-Abteilung von Bayer 04 ist heute ein Aushängeschild des Vereins, ein Symbol für Inklusion und Exzellenz – und das ist in erster Linie sein Verdienst.

Viele, die ihn kannten, sprechen von einem Mann, der nie den Blick für das Wesentliche verlor. In einer Welt, die sich zunehmend um Schlagzeilen und Glanz drehte, blieb er bodenständig, ehrlich und bescheiden. Er wusste, dass echter Fortschritt Zeit, Geduld und Herzblut erfordert. Und genau das verkörperte er – Tag für Tag, Jahr für Jahr. Seine Geschichte erinnert uns daran, dass Veränderung nicht durch große Worte entsteht, sondern durch konsequente, stille Taten.

Leverkusen hat mit Willi Nagelschmidt nicht nur einen Pionier verloren, sondern auch einen Freund, Mentor und Wegweiser. Sein Einfluss reicht weit über den Sport hinaus – er hat die Kultur einer ganzen Stadt geprägt. Die Menschen, die mit ihm gearbeitet haben, werden ihn als jemanden in Erinnerung behalten, der stets das Gute in anderen sah, der förderte, forderte und inspirierte.

In Zeiten, in denen Inklusion ein globales Schlagwort ist, war Nagelschmidt seiner Zeit weit voraus. Er hat gezeigt, dass echter Fortschritt im Herzen beginnt – mit Empathie, Verständnis und der Überzeugung, dass jeder Mensch zählt. Seine Arbeit hat Generationen von Athletinnen und Athleten die Tür zu einer Welt geöffnet, die ihnen sonst vielleicht verschlossen geblieben wäre.

Wenn man heute in Leverkusen über die Para-Sport-Abteilung spricht, fällt unweigerlich sein Name. Die Hallen, die Trainingsplätze, die Trophäen – sie alle erzählen seine Geschichte. Eine Geschichte von Mut, Hingabe und Leidenschaft. Wilhelm „Willi“ Nagelschmidt hat Spuren hinterlassen, die nicht verblassen werden.

Sein Tod ist ein schmerzlicher Verlust, doch sein Geist lebt weiter – in jedem Sportler, der auf dem Platz steht, in jedem Trainer, der junge Talente fördert, und in jeder Erfolgsgeschichte, die aus Leverkusen in die Welt hinausstrahlt. Er hat nicht nur Sportgeschichte geschrieben, sondern Menschheitsgeschichte – im Kleinen wie im Großen.

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