„Álex Grimaldo spricht offen über Benficas Absturz nach dem Abgang von Enzo Fernández – ‚Sein Verlust hat uns zerstört, er hat alles kontrolliert!‘ – enthüllt, wie der 120-Millionen-Euro-Wechsel zu Chelsea alles veränderte“
Álex Grimaldo, der aktuelle Star von Bayer Leverkusen und einstige Schlüsselfigur bei Benfica Lissabon, hat in einem ehrlichen Interview Einblicke in eine entscheidende Phase seiner Karriere und die seines ehemaligen Klubs gegeben. Der spanische Außenverteidiger sprach offen über den Moment, als Benfica im Januar 2023 seinen damaligen Mittelfeldmotor Enzo Fernández an den FC Chelsea verlor – einen Abgang, der, wie Grimaldo zugibt, die Mannschaft schwer traf und die Saison in vielerlei Hinsicht veränderte.
„Enzo ging im Januar, um zu Chelsea zu wechseln, und das hat uns regelrecht getötet“, sagte Grimaldo rückblickend. „Alles im Spiel lief über ihn. Er hat das Team organisiert, die Balance gehalten, das Tempo bestimmt. Sein Abgang hat uns besonders in der Champions League wehgetan. In der Liga hatten wir immer noch eine großartige Mannschaft, aber in Europa, wo das Niveau höher ist, war er der Unterschiedsspieler.“
Diese Worte zeigen, wie wichtig Enzo Fernández für Benfica war – nicht nur als Spieler, sondern als strategischer Mittelpunkt einer Mannschaft, die unter Trainer Roger Schmidt eine der attraktivsten Spielweisen in Europa entwickelte. Der junge Argentinier, der wenige Monate zuvor noch bei River Plate spielte, hatte in kürzester Zeit das Vertrauen seiner Mitspieler gewonnen und wurde zur Schaltzentrale des Spiels.
Grimaldo beschreibt, wie sich nach Enzos Wechsel eine spürbare Lücke auftat – nicht nur taktisch, sondern auch emotional. „Wenn du jemanden verlierst, der das Spiel so versteht, der sich nie versteckt, immer den Ball will und die anderen besser macht, dann ist das ein Schock. Wir mussten uns neu finden, aber so spät in der Saison ist das unglaublich schwer.“
Der Transfer selbst war ein Rekordgeschäft: Chelsea zahlte rund 120 Millionen Euro, um Fernández nach London zu holen – eine Summe, die Benfica wirtschaftlich kaum ablehnen konnte. Doch sportlich hinterließ der Wechsel ein Loch, das nicht einfach zu stopfen war. Grimaldo erklärt nüchtern: „Am Ende ist es Fußball. Sie haben etwa 120 Millionen Euro bezahlt – was willst du da machen? So ein Angebot kann kein Verein der Welt ablehnen. Aber für uns Spieler war es hart.“
Die Folge: In der Champions League verlor Benfica an Struktur. Während man in der portugiesischen Liga noch dominierte, fehlte gegen die großen Gegner auf internationaler Bühne genau jener Spieler, der das Spiel beruhigen, öffnen und kontrollieren konnte. Fernández war der Taktgeber, der das Spiel von hinten aufbaute und es verstand, den Ballbesitz in gefährliche Angriffe umzuwandeln. Ohne ihn fehlte dieser Rhythmus.
Grimaldo, der selbst einer der erfahrensten Spieler im Team war, versuchte damals, Verantwortung zu übernehmen. „Wir hatten eine großartige Gruppe, mit viel Talent und Charakter. Aber Enzo hatte etwas Besonderes – diese natürliche Autorität, obwohl er noch so jung war. Er hat den Ball bekommen, das Spiel gelenkt und Lösungen gefunden. Es ist selten, so einen Spieler zu haben.“
Der Verlust von Enzo Fernández zeigte auch, wie sehr moderne Mannschaften von zentralen Figuren abhängig sein können. Benfica hatte ein eingespieltes System, aber Enzo war der Fixpunkt. Ohne ihn musste Trainer Schmidt improvisieren, junge Spieler einsetzen und das Mittelfeld umstrukturieren. Doch im Hochgeschwindigkeitsfußball der Champions League reicht Zeit selten aus, um sich komplett neu aufzustellen.
Für Grimaldo selbst war diese Phase prägend. Sie zeigte ihm, wie dünn die Linie zwischen Erfolg und Enttäuschung im Profifußball ist. Kurz darauf folgte sein eigener Wechsel – er verließ Benfica im Sommer 2023 ablösefrei und schloss sich Bayer Leverkusen an. Dort blühte er unter Xabi Alonso auf, wurde schnell zu einem der besten Außenverteidiger Europas und trug entscheidend dazu bei, dass Leverkusen unter Alonso Geschichte schrieb.
„Bei Benfica habe ich viel gelernt – auch durch schwierige Momente wie Enzos Abgang“, erklärte Grimaldo. „Solche Phasen machen dich stärker. Du lernst, mit Verlust umzugehen und trotzdem weiterzuspielen. Bei Leverkusen habe ich diese Erfahrung genutzt, um auf einem noch höheren Niveau zu performen.“
Dass Grimaldo heute als einer der Schlüsselspieler im System von Xabi Alonso gilt, ist kein Zufall. Er hat die Fähigkeit, das Spiel von hinten zu gestalten, präzise Pässe zu spielen und selbst Tore zu erzielen – Qualitäten, die er in Portugal perfektionierte. Doch sein Verständnis dafür, wie wichtig ein zentraler Taktgeber ist, stammt aus jener Benfica-Zeit, in der er miterlebte, wie ein einzelner Transfer das gesamte Mannschaftsgefüge erschüttern kann.
Inzwischen hat sich auch Enzo Fernández in der Premier League etabliert. Trotz anfänglicher Anpassungsschwierigkeiten bei Chelsea gilt er als einer der vielversprechendsten Mittelfeldspieler seiner Generation. Grimaldo verfolgt seinen Weg weiterhin mit Respekt: „Ich freue mich für ihn. Er hat das Talent und die Persönlichkeit, um in jedem Verein der Welt erfolgreich zu sein. Es war eine Ehre, mit ihm zu spielen.“
Die Geschichte zeigt, wie eng die Karrieren von Spielern miteinander verwoben sein können – ein Transfer, ein entscheidender Moment, und ganze Teams verändern sich. Für Benfica bedeutete Enzos Abgang das Ende einer besonderen Phase, in der alles möglich schien. Für Grimaldo war es der Beginn einer neuen, erfolgreichen Etappe in Deutschland.
Doch die Erinnerung bleibt: Ein junger Argentinier, der kam, sah und dominierte – und ein Klub, der ihn kaum ersetzen konnte. Wie Grimaldo sagt: „Manche Spieler hinterlassen Spuren, die man nicht so leicht füllt. Enzo war einer davon.“
Diese Worte sind nicht nur ein Tribut an einen ehemaligen Mitspieler, sondern auch ein ehrliches Eingeständnis, wie sehr Fußball manchmal von einzelnen Persönlichkeiten geprägt wird. Benfica mag finanziell vom Transfer profitiert haben, doch sportlich spürte man den Verlust lange – ein Beweis dafür, dass Geld im Fußball nicht alles ersetzt.
Grimaldo, nun Teil einer neuen Erfolgsgeschichte bei Bayer Leverkusen, blickt mit Stolz, aber auch mit Wehmut zurück. „Benfica wird immer ein Teil von mir bleiben“, sagt er. „Wir haben unglaubliche Momente erlebt. Aber manchmal verändern sich Dinge schneller, als du denkst. Du musst weitermachen, lernen und wachsen.“
In diesen Worten steckt die Essenz des modernen Fußballs: Emotion, Wandel und die ständige Suche nach Balance zwischen Geschäft und Leidenschaft. Grimaldo hat beides erlebt – den Schmerz des Verlustes und den Erfolg des Neuanfangs. Und seine Geschichte erinnert daran, dass selbst die größten Mannschaften verletzlich werden, wenn sie ihren Herzschlag verlieren – so wie Benfica, als Enzo Fernández ging.
