Bayer Leverkusen befindet sich weiterhin in einem intensiven Umbruch, auch wenn der Klub nach außen hin ambitionierte Ziele verfolgt. Trainer Kasper Hjulmand betonte vor dem anstehenden Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli, dass sich die Mannschaft noch in der Phase des Wiederaufbaus befindet.

Bayer Leverkusen befindet sich weiterhin in einem intensiven Umbruch, auch wenn der Klub nach außen hin ambitionierte Ziele verfolgt. Trainer Kasper Hjulmand betonte vor dem anstehenden Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli, dass sich die Mannschaft noch in der Phase des Wiederaufbaus befindet. Nach dem historisch erfolgreichen Jahr unter Xabi Alonso, das mit dem Gewinn der Meisterschaft und des DFB-Pokals endete, hat sich vieles verändert. Alonso verließ den Verein im Sommer ebenso wie mehrere Schlüsselspieler, darunter Florian Wirtz, Granit Xhaka, Jeremie Frimpong und Jonathan Tah. Diese Abgänge rissen Lücken in das sportliche und taktische Gerüst der Mannschaft, das zuvor über Monate hinweg perfekt ineinandergegriffen hatte.

Hjulmand, der im September das Traineramt übernommen hat, machte deutlich, dass das aktuelle Leverkusener Team Zeit braucht, um wieder das Niveau zu erreichen, das von Fans und Verantwortlichen erwartet wird. Die Automatismen, die unter Alonso zum Markenzeichen des Spiels geworden waren, seien noch nicht in der neuen Formation zu erkennen. Besonders die Integration der neuen Spieler, von denen viele erst kurz vor Transferschluss zum Kader gestoßen sind, erfordert Geduld und gezielte Aufbauarbeit. Das Ziel bleibt dennoch klar: Leverkusen will wieder ganz oben mitspielen, doch der Weg dorthin sei kein Sprint, sondern ein Marathon.

Der Saisonstart verlief nicht nach Plan. Nach vier Spieltagen stehen lediglich fünf Punkte zu Buche, was für einen Verein mit den Ambitionen Leverkusens unzureichend ist. Hjulmand verweist allerdings darauf, dass es nicht nur um die nackten Ergebnisse gehe, sondern auch um die Entwicklung auf dem Platz. In vielen Phasen der bisherigen Spiele habe das Team gute Ansätze gezeigt, doch diese müssten nun über 90 Minuten und mehrere Spiele hinweg konstant abgerufen werden. Besonders in der Defensive fehlt derzeit noch die Abstimmung, was zu vermeidbaren Gegentoren geführt hat. Auch im Offensivspiel hakt es, da die Dynamik und Präzision, die unter Alonso häufig beeindruckten, noch nicht vollständig zurückgekehrt sind.

Trotz der Schwierigkeiten sieht Hjulmand Fortschritte. Im Training arbeite die Mannschaft mit hoher Intensität, und auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sei spürbar gestiegen. Für den Dänen ist klar, dass jede Phase des Umbruchs auch eine Chance ist, neue Strukturen zu etablieren. So setzt er stärker auf flexible Spielsysteme und will die taktische Variabilität des Teams erweitern. Anders als sein Vorgänger bevorzugt Hjulmand keine starre Formation, sondern passt sich stärker dem Gegner und der Spielsituation an. Das kann allerdings gerade in der Anfangsphase zu Verunsicherung führen, da viele Spieler sich erst an neue Rollen gewöhnen müssen.

Mit dem Spiel gegen St. Pauli steht nun eine weitere wichtige Bewährungsprobe an. Der Aufsteiger aus Hamburg hat in den ersten Wochen der Saison mutigen und engagierten Fußball gezeigt und dürfte vor heimischer Kulisse alles daran setzen, Leverkusen zu fordern. Für Hjulmand ist das Spiel eine Gelegenheit, zu zeigen, dass der eingeschlagene Weg erste Früchte trägt. Besonders in solchen Spielen müsse das Team Charakter zeigen und auch in schwierigen Phasen Widerstand leisten. Nur so könne man in der Bundesliga bestehen und den Rückstand zur Tabellenspitze verringern, der derzeit bereits sieben Punkte beträgt.

Ein positiver Aspekt, auf den sich Leverkusen stützen kann, ist die beeindruckende Auswärtsbilanz. Seit über 35 Bundesliga-Auswärtsspielen ist das Team ungeschlagen – eine Serie, die in dieser Form außergewöhnlich ist. Hjulmand sieht darin ein Zeichen, dass die Mannschaft auch in fremden Stadien fokussiert und widerstandsfähig agieren kann. Genau diese Eigenschaften brauche man, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Dennoch warnt er davor, sich auf Statistiken auszuruhen. Jede Partie beginne bei null, und besonders in dieser Saison müsse man jedes Spiel als Entwicklungsschritt begreifen.

Im Umfeld des Vereins bleibt die Stimmung trotz des holprigen Starts relativ ruhig. Die Verantwortlichen vertrauen auf den neuen Trainer und unterstützen seine langfristige Ausrichtung. Auch die Fans zeigen Geduld, wohl wissend, dass nach einem Umbruch nicht sofort an alte Erfolge angeknüpft werden kann. Die Erwartung ist jedoch klar: Leverkusen soll nicht im Mittelfeld verharren, sondern so schnell wie möglich wieder in die obere Tabellenhälfte vorstoßen und die internationalen Plätze ins Visier nehmen.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Neben dem Spiel gegen St. Pauli warten auch Partien gegen direkte Konkurrenten und internationale Aufgaben. In dieser Phase muss sich zeigen, ob die Mannschaft die richtigen Lehren aus dem Saisonstart gezogen hat. Hjulmand betont, dass es keine Ausreden mehr geben dürfe. Jeder Spieler müsse sich seiner Verantwortung bewusst sein und die eigene Leistung steigern. Besonders in der Offensive brauche es mehr Kreativität und Effizienz, um enge Spiele für sich zu entscheiden.

Ein Schlüssel wird auch die Rückkehr verletzter Spieler sein. Einige Leistungsträger aus der vergangenen Saison befinden sich derzeit noch im Aufbautraining, könnten aber in den nächsten Wochen zurückkehren und dem Team Stabilität verleihen. Hjulmand sieht darin einen wichtigen Faktor, um das Leistungsniveau zu heben und die interne Konkurrenz zu erhöhen. Gleichzeitig will er jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs verstärkt Chancen geben – ein Aspekt, der in der Vergangenheit unter Alonso ebenfalls gefördert wurde.

Insgesamt ist die Situation bei Bayer Leverkusen komplex, aber nicht hoffnungslos. Der Verein hat sich bewusst für einen neuen Weg entschieden und mit Kasper Hjulmand einen Trainer verpflichtet, der Erfahrung im Aufbau von Teams mitbringt. Dass dieser Prozess Zeit braucht, ist allen Beteiligten klar. Doch mit jeder Woche, jedem Spiel und jeder Trainingseinheit rückt das Ziel näher: eine neue Mannschaft zu formen, die wieder Titel gewinnen kann – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Bühne. Bis dahin wird es Rückschläge geben, doch der Glaube an das Projekt ist vorhanden. Es liegt nun an der Mannschaft und dem Trainer, diesen Glauben mit Leistung zu bestätigen.

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