„Berlins Top-Klubs vereinen sich hinter Olympia-Bewerbung – fordern jedoch massive Investitionen in Wohnraum, Verkehr und Breitensport

„Berlins Top-Klubs vereinen sich hinter Olympia-Bewerbung – fordern jedoch massive Investitionen in Wohnraum, Verkehr und Breitensport, bevor sie den Traum unterstützen“

 

Berlins sportliche Elite steht geschlossen hinter der Idee, die Olympischen und Paralympischen Spiele in die deutsche Hauptstadt zu holen – doch ihre Unterstützung kommt nicht bedingungslos. Unter dem Dach der Initiative der Berliner Profiklubs haben sich 1. FC Union Berlin, Hertha BSC, die Eisbären Berlin, ALBA Berlin, die Füchse Berlin und die BR Volleys zusammengeschlossen, um gemeinsam ein starkes Signal an Politik und Gesellschaft zu senden: Ja zu Olympia – aber nur, wenn es zu einem echten Gewinn für die Stadt und ihre Menschen wird.

Der Sprecher der Initiative, Kaweh Niroomand, der zugleich als Berliner Olympia-Beauftragter fungiert, formulierte es unmissverständlich: „Um eine erfolgreiche Olympia-Bewerbung zu erreichen, muss man die Menschen überzeugen – durch sichtbaren und spürbaren Nutzen für die Stadt.“ Diese Worte treffen den Kern der Debatte. Es geht nicht nur um zwei Wochen sportlicher Weltklasse, sondern um die langfristige Entwicklung Berlins als lebenswerte, moderne und sportlich aktive Metropole.

Die Profiklubs fordern deshalb, dass Olympia nicht als Prestigeprojekt verstanden wird, sondern als Katalysator für nachhaltige Veränderungen. Der Bau neuer Sportstätten, die Modernisierung bestehender Anlagen und vor allem die Förderung des Breitensports sollen im Zentrum stehen. Berlin sei eine Stadt mit riesigem sportlichen Potenzial, aber auch mit enormen Herausforderungen: marode Hallen, fehlende Trainingsflächen und lange Wartelisten in Sportvereinen. „Wenn wir Olympia wollen, dann muss das auch den Alltag der Berlinerinnen und Berliner verbessern – nicht nur die Schlagzeilen in der Weltpresse“, heißt es aus den Reihen der Klubvertreter.

Doch die Forderungen gehen weit über den Sport hinaus. Die Klubs betonen, dass eine Olympia-Bewerbung nur dann sinnvoll sei, wenn sie eng mit der Lösung zentraler städtischer Probleme verknüpft wird. Bezahlbarer Wohnraum, ein leistungsfähiger öffentlicher Nahverkehr und nachhaltige Stadtentwicklung müssen ebenso Teil des Plans sein. Eine Stadt, die die Welt einlädt, müsse zuerst ihre eigenen Menschen überzeugen. Olympia dürfe kein Symbol für Gentrifizierung und Verdrängung werden, sondern müsse Integration, Teilhabe und soziale Verantwortung fördern.

Kaweh Niroomand formulierte es eindringlich: „Die Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele sollte ein Motor sein – für nachhaltige Förderung von Wohnraum, Infrastruktur und Sport.“ Diese Aussage bringt auf den Punkt, was viele Berlinerinnen und Berliner denken: Olympia darf kein Selbstzweck sein. Es soll eine Bewegung anstoßen, die die Stadt gerechter, grüner und sportfreundlicher macht.

Die sechs Klubs, die die sportliche Vielfalt Berlins repräsentieren – vom Fußball über Basketball, Handball und Volleyball bis hin zum Eishockey – wissen genau, wie eng Spitzen- und Breitensport miteinander verknüpft sind. Ohne Nachwuchs, ohne Engagement an der Basis, ohne funktionierende Vereine verliert der Spitzensport seine Wurzeln. Deshalb betonen sie, dass Investitionen in neue Sportstätten und Trainingsmöglichkeiten nicht nur den Olympiastars zugutekommen dürfen, sondern vor allem den Kindern, Jugendlichen und Amateursportlern in allen Bezirken.

Berlin könnte – so die Vision der Initiative – ein Vorbild für ein neues Olympia-Modell werden: keine Gigantomanie, keine weißen Elefanten, sondern nachhaltige, sozial eingebettete Spiele. Die Stadt hat mit dem Olympiastadion, der Max-Schmeling-Halle, der Mercedes-Benz Arena und zahlreichen bestehenden Anlagen bereits eine starke Basis. Doch vielerorts sind die Sportstätten veraltet oder überlastet. Eine Olympia-Bewerbung könnte den nötigen Schub geben, um die Infrastruktur zu modernisieren – wenn sie klug, transparent und bürgernah gestaltet wird.

Auch die Politik ist gefordert. Die Initiative der Profiklubs will nicht nur Forderungen stellen, sondern aktiv an Konzepten mitarbeiten. Es gehe darum, den Dialog mit der Bevölkerung zu suchen, Vertrauen aufzubauen und den Mehrwert von Olympia für alle sichtbar zu machen. „Nur wenn die Berlinerinnen und Berliner den Nutzen erkennen, werden sie Olympia in ihrer Stadt auch wirklich wollen“, betont Niroomand.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt, wie wichtig Akzeptanz ist. Frühere deutsche Olympia-Bewerbungen – ob München 2022 oder Hamburg 2024 – scheiterten am Widerstand der Bevölkerung. Zu groß war die Angst vor Verschwendung, Kommerzialisierung und Belastung. Berlin will diesen Fehler nicht wiederholen. Stattdessen soll ein transparentes, ehrliches Konzept entstehen, das soziale Verantwortung mit sportlicher Leidenschaft verbindet.

Die Unterstützung der großen Klubs verleiht der Initiative Gewicht. Union Berlin und Hertha BSC, sonst sportliche Rivalen, ziehen hier an einem Strang. Ihre gemeinsame Botschaft: Olympia kann nur dann ein Erfolg sein, wenn es ein Berlin für alle stärkt – unabhängig von Einkommen, Herkunft oder sportlicher Leistung. Auch ALBA Berlin und die Füchse sehen in Olympia die Chance, Sport als gesellschaftlichen Kitt zu nutzen. Sie betonen die Rolle des Sports in Bildung, Gesundheit und Integration – Werte, die weit über Medaillen hinausgehen.

Selbst die wirtschaftliche Dimension spielt eine Rolle. Olympia könnte Berlin Milliarden an Investitionen bringen, Arbeitsplätze schaffen und Innovationen anstoßen. Doch das allein reicht nicht. Die Klubs warnen davor, kurzfristige Effekte über langfristige Verantwortung zu stellen. Nachhaltigkeit und Fairness sollen Leitprinzipien jeder Entscheidung sein.

Am Ende steht eine klare Botschaft: Berlin ist bereit, sich der Welt zu zeigen – aber nicht um jeden Preis. Olympia darf kein Prestigeprojekt der Politik werden, sondern muss ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtgesellschaft sein. Die Profiklubs wollen diesen Prozess mitgestalten, kritisch begleiten und sicherstellen, dass Sport, Umwelt und Menschen gleichermaßen profitieren.

Mit ihrer Erklärung setzen sie ein deutliches Zeichen: Die Hauptstadt des Sports will Zukunft gestalten – mit Herz, Verstand und Verantwortung. Olympia kann dafür der Antrieb sein, aber nur, wenn die Weichen richtig gestellt werden. Die Vision der Berliner Klubs ist klar: Spiele der Nachhaltigkeit, der Solidarität und der offenen Türen. Wenn dieses Ziel erreicht wird, könnte Berlin nicht nur Gastgeber der Olympischen Spiele werden – sondern Vorbild für eine neue Ära der Sportkultur weltweit.