Chaos in Frankfurt: Rivalen attackieren Eintracht-Fans nach 5:1-Sieg über Galatasaray
Was als ein unvergesslicher Abend in der Champions League für Eintracht Frankfurt hätte gefeiert werden sollen, entwickelte sich nach dem beeindruckenden 5:1‑Sieg gegen Galatasaray Istanbul zu einer Nacht voller Unruhen, Gewalt und chaotischer Zustände. Der sportliche Glanz verblasste schnell angesichts der dramatischen Szenen, die sich innerhalb und außerhalb des Stadions abspielten. Der deutliche Erfolg auf dem Rasen wurde überschattet von Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Fangruppen, tumultartigen Szenen auf Bahnhöfen und einem massiven Polizeieinsatz, der mit mehreren Festnahmen und Hunderten von Platzverweisen endete.
Schon im Vorfeld der Partie war klar, dass es sich um ein Hochrisikospiel handeln würde. Die Rivalität zwischen türkischen Fans und Anhängern der Eintracht hat eine lange und teils gewaltgeladene Geschichte. Frankfurt, als internationale und kulturell vielfältige Stadt, wurde schnell zum Brennpunkt einer Begegnung, die sportlich interessant, aber emotional aufgeheizt war. Etwa 18.000 Eintracht-Fans und rund 1.500 mitgereiste Galatasaray-Anhänger, ergänzt durch hunderte weitere türkische Fußballfans aus dem gesamten Bundesgebiet, trafen in einer Atmosphäre voller Erwartung und Spannung aufeinander. Bereits am Hauptbahnhof war die Polizei in großer Zahl präsent, kontrollierte Tickets, beobachtete Fanbewegungen und versuchte, das Aufeinandertreffen rivalisierender Gruppen zu verhindern. Trotz dieser Bemühungen kam es schon früh zu aggressivem Verhalten, das sich insbesondere am Bahnhof „Frankfurt Stadion“ entlud. Dort wurden Bengalos gezündet, es kam zu lautstarken Auseinandersetzungen und sogar zu Würfen von Pyrotechnik in Richtung von Polizeibeamten. Die Lage wurde so unübersichtlich, dass der Tunnel zum Stadion zeitweise gesperrt werden musste. Züge und Bahnsteige waren überfüllt, was die Anspannung zusätzlich erhöhte.
Im Stadion lief sportlich zunächst alles gegen die Frankfurter. Galatasaray ging bereits in der achten Minute in Führung, doch Frankfurt drehte das Spiel mit beeindruckender Dominanz. Ein Eigentor brachte den Ausgleich, ehe Can Uzun, Jonathan Burkardt und Ansgar Knauff den Vorsprung ausbauten. Besonders Burkardt glänzte mit einem Doppelpack und ließ die Fans in Euphorie verfallen. Der 5:1-Endstand war ein Statement in der Königsklasse und ließ die Anhänger der Eintracht von einer erfolgreichen internationalen Saison träumen. Doch je höher die Stimmung im Stadion stieg, desto angespannter wurde die Situation auf den Rängen und außerhalb des Spielfeldes.
Vor allem im Bereich des Gästeblocks gerieten Anhänger von Galatasaray untereinander aneinander. In den sozialen Medien tauchten bald Videos auf, die wilde Prügeleien zwischen türkischen Fans zeigten – Menschen mit denselben Farben, die sich gegenseitig attackierten. Die Hintergründe dafür sind bislang unklar, doch offenbar spielten interne Konflikte innerhalb der Ultras eine Rolle. Die Polizei griff auch hier ein, musste mehrere Personen aus dem Block entfernen und für Ordnung sorgen. Insgesamt sprach sie im Verlauf des Abends 263 Platzverweise aus. Drei Personen wurden festgenommen – unter anderem wegen des Abbrennens von Pyrotechnik, wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und wegen versuchter Gefangenenbefreiung. Die Stimmung war insgesamt hochexplosiv, und die Polizei zeigte sich im Nachhinein erleichtert, dass die Lage nicht vollständig außer Kontrolle geraten war.
Nach dem Spiel ging das Chaos weiter. Die Abreise gestaltete sich schwierig, weil viele Fans gleichzeitig zu den Zügen strömten, während andere sich weiter provozierten oder gewaltsam aufeinander losgingen. Einige Fans berichteten von Angriffen auf dem Weg zum Bahnhof, andere wurden von rivalisierenden Gruppen verfolgt. Besonders erschreckend war die Situation für Familien oder unbeteiligte Zuschauer, die sich inmitten der Ausschreitungen wiederfanden. Viele äußerten später ihr Unverständnis über die mangelnde Trennung der Fanlager und über die unzureichende Organisation des Einlasses und der Abreise.
Die sportliche Leistung der Frankfurter Mannschaft geriet angesichts der Vorfälle beinahe in den Hintergrund. Dennoch verdient sie Anerkennung: Das Team zeigte sich nach dem frühen Rückstand nervenstark, spielte kontrolliert und zielstrebig. Spieler wie Uzun und Burkardt demonstrierten internationale Klasse, und Trainer, Mannschaft sowie Verantwortliche feierten den Erfolg als wichtigen Schritt in der Gruppenphase. Für Galatasaray hingegen war es eine bittere Niederlage. Die türkischen Medien sprachen von einem Desaster, einem Fehlstart mit Albtraum-Charakter, und kritisierten insbesondere die Defensive sowie die fehlende Reaktion nach dem Rückstand. Die Trainerbank zeigte sich enttäuscht, auch weil individuelle Fehler maßgeblich zur Niederlage beitrugen.
Doch das eigentliche Gesprächsthema am Tag danach waren nicht die Tore, sondern die Gewalt. Fans, Medien und Politik diskutierten über die Ursachen der Ausschreitungen. War es die Rivalität, mangelnde Polizeipräsenz, unzureichende Fantrennung oder einfach eine überhitzte Stimmung in einem Spiel, das zu lange als reines Fußballfest gesehen wurde? Klar ist: Die Sicherheitsbehörden werden ihre Konzepte überarbeiten müssen. Auch die Vereine stehen in der Verantwortung. Die Eintracht zeigte sich bestürzt über die Vorfälle und kündigte Gespräche mit Fanvertretern sowie der Stadt an. Auch Galatasaray distanzierte sich deutlich von den gewalttätigen Fans und bat um Aufklärung. Die UEFA hat bereits Untersuchungen eingeleitet und könnte beide Vereine mit Sanktionen belegen, sollte sich herausstellen, dass Sicherheitsauflagen verletzt wurden.
Insgesamt bleibt die Nacht von Frankfurt als eine gespaltene Erinnerung zurück. Auf der einen Seite steht der Triumph auf dem Platz – ein furioser Auftakt in die Champions League, der die sportlichen Hoffnungen beflügelt. Auf der anderen Seite stehen brennende Bengalos, verletzte Personen, Festnahmen und ein Bild des modernen Fußballs, das nicht mit Freude und Fairness, sondern mit Gewalt und Eskalation verbunden wird. Die Hoffnung bleibt, dass Lehren aus dieser Nacht gezogen werden und zukünftige Spiele in einem Rahmen stattfinden, der der Größe des europäischen Fußballs würdig ist – sicher, leidenschaftlich und ohne Angst.