Die Behörden der Stadt Neapel haben beschlossen, den Verkauf von Eintrittskarten an Anhänger von Eintracht Frankfurt für das bevorstehende Champions-League-Spiel gegen den SSC Neapel zu untersagen. Diese Maßnahme wurde offiziell mit Sicherheitsbedenken begründet. Die Entscheidung betrifft nicht nur Fans mit einem offiziellen Auswärtskontingent, sondern auch alle Personen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main, unabhängig von ihrer Vereinszugehörigkeit. Das Verbot wurde von der Präfektur Neapel in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei und weiteren Sicherheitsorganen ausgesprochen. Es sei notwendig, hieß es, potenzielle Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Fanlagern zu vermeiden, nachdem es in der Vergangenheit bereits zu erheblichen Ausschreitungen gekommen war. Die Begegnung zwischen diesen beiden Mannschaften hat bereits in früheren Runden der Champions League für negative Schlagzeilen gesorgt, weil sich Fangruppen gegenseitig angegriffen, Pyrotechnik gezündet und erhebliche Sachschäden verursacht hatten. Vor allem beim Hinspiel in Frankfurt sowie beim Rückspiel in Neapel kam es zu Szenen, die weit über das übliche Maß hinausgingen. Autos wurden beschädigt, Schaufenster eingeschlagen, Einsatzkräfte angegriffen. Die italienischen Behörden möchten mit dieser Maßnahme offenbar eine Wiederholung solcher Ereignisse verhindern.
Eintracht Frankfurt hat dieses Ticketverbot scharf kritisiert und sieht darin einen klaren Verstoß gegen die Grundprinzipien des sportlichen Wettbewerbs. Der Verein erklärte, man werde auf die gesamte Auswärtskartenkontingent verzichten und keine weiteren Versuche unternehmen, alternative Zugangswege zu nutzen. Die Verantwortlichen der Eintracht sehen in dem Vorgehen der italienischen Behörden nicht nur eine Einschränkung der Reisefreiheit, sondern auch eine Diskriminierung aufgrund des Wohnorts. In einem offiziellen Statement hieß es, die Entscheidung sei nicht nachvollziehbar und sende ein gefährliches Signal an andere Austragungsländer europäischer Wettbewerbe. Wenn Sicherheitsbedenken dazu führen, dass ganze Fanlager ausgeschlossen werden, könnte das langfristig das Gleichgewicht und die Integrität von internationalen Wettbewerben gefährden.
Auch zahlreiche Fanorganisationen in Deutschland äußerten sich empört über das Verbot. Sie befürchten eine gefährliche Entwicklung im europäischen Fußball, bei der immer häufiger pauschale Maßnahmen gegen Auswärtsfans ergriffen werden. Die sogenannte “Kollektivstrafe” für alle Frankfurter Anhänger werde nicht nur als unfair empfunden, sondern stelle auch eine Gefährdung der Fankultur dar, die auf Reisen, Unterstützung der Mannschaft und internationalem Austausch basiert. Besonders problematisch wird gesehen, dass sich das Verbot nicht nur auf offizielle Auswärtsblöcke bezieht, sondern auch auf den Kauf von Karten für beliebige andere Bereiche des Stadions. Wer in Frankfurt gemeldet ist, darf keine Tickets erwerben – auch nicht über Drittanbieter oder neutrale Plattformen. Das weckt Erinnerungen an autoritäre Maßnahmen, die sich nicht mit dem Geist des Sports und der offenen Gesellschaft vereinbaren lassen.
Die Entscheidung der neapolitanischen Behörden beruht auf Erfahrungen mit früheren Zwischenfällen, bei denen es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Vereine kam. Insbesondere nach dem letzten Aufeinandertreffen in Neapel war die Situation eskaliert: Hunderte Frankfurter Fans, obwohl offiziell vom Spiel ausgeschlossen, reisten dennoch an und lieferten sich Straßenschlachten mit Ultras von Napoli und der Polizei. Dabei wurden unter anderem Mülltonnen in Brand gesetzt, Busse beschädigt und Beamte mit Flaschen und Steinen attackiert. Diese Vorfälle hatten europaweit für Entsetzen gesorgt und die Frage aufgeworfen, ob Fußballspiele dieser Größenordnung überhaupt noch ohne massive Sicherheitsmaßnahmen durchführbar sind. Vor diesem Hintergrund ist die jetzige Entscheidung aus Sicht der italienischen Behörden konsequent, wenn auch umstritten.
Die UEFA steht durch diesen Fall unter besonderer Beobachtung. Kritiker fordern, dass der europäische Fußballverband klar Stellung beziehen und sich nicht hinter nationalen Sicherheitsvorgaben verstecken sollte. Es wird argumentiert, dass die UEFA für die Organisation und Durchführung ihrer Wettbewerbe Verantwortung trägt und dabei auch die Rechte der Fans schützen muss. Der Ausschluss von Auswärtsfans könne nicht zur neuen Normalität werden, nur weil es in der Vergangenheit zu Gewalt kam. Vielmehr müssten präventive Konzepte entwickelt werden, die gewaltbereite Gruppen isolieren und gleichzeitig friedlichen Fans den Stadionbesuch ermöglichen. Wenn stattdessen pauschale Verbote ausgesprochen werden, treffe das am Ende vor allem jene, die den Fußball leidenschaftlich, aber friedlich leben.
In Frankfurt herrscht unter den Fans große Enttäuschung. Viele hatten sich auf die Reise nach Italien gefreut, Flüge und Unterkünfte gebucht, Urlaubstage eingereicht. Nun sehen sie sich durch eine politische Entscheidung ausgegrenzt. Es wird befürchtet, dass sich einige Fans trotzdem auf den Weg nach Neapel machen, um ihre Mannschaft zumindest von außerhalb zu unterstützen oder das Spiel in Fanzonen zu verfolgen. Damit steigt jedoch auch das Risiko, dass sich trotz des Verbots Szenen wiederholen, wie man sie in der Vergangenheit bereits gesehen hat. Die Polizei in Neapel hat angekündigt, verstärkt Kontrollen durchzuführen und mögliche Versammlungen deutscher Fans im Stadtgebiet genau zu überwachen.
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf das schwierige Verhältnis zwischen Fanfreiheit und Sicherheitsinteressen. Während viele Fußballfreunde betonen, dass die Atmosphäre internationaler Spiele maßgeblich durch Auswärtsfans geprägt wird, verweisen die Behörden auf ihre Pflicht, Risiken zu minimieren und Ausschreitungen zu verhindern. Die Balance zwischen diesen beiden Polen zu finden, ist eine der größten Herausforderungen des modernen Fußballs. Der Fall Neapel gegen Frankfurt zeigt, wie fragil diese Balance sein kann und wie schnell Emotionen, Politik und Sicherheitsdenken aufeinandertreffen. Ob dieses Verbot als einmalige Maßnahme zu verstehen ist oder ob es Schule macht, wird sich zeigen. Fest steht: Die Debatte über die Rolle von Fans im internationalen Fußball ist aktueller denn je – und sie wird in Zukunft noch intensiver geführt werden müssen.