Hinter den Kulissen des VfB Stuttgart brodelt es gewaltig. Während auf dem Platz der sportliche Kurs zunächst solide schien, verdichten sich nun die Anzeichen für eine tiefgreifende Krise im Inneren des Teams.

Hinter den Kulissen des VfB Stuttgart brodelt es gewaltig. Während auf dem Platz der sportliche Kurs zunächst solide schien, verdichten sich nun die Anzeichen für eine tiefgreifende Krise im Inneren des Teams. Mehrere vereinsnahe Quellen berichten übereinstimmend von zunehmenden Spannungen zwischen der Mannschaft und dem Trainerteam. Der Zusammenhalt, der in der vergangenen Saison ein entscheidender Faktor für den Erfolg war, scheint zu bröckeln – und die Atmosphäre auf dem Trainingsgelände hat sich laut Insidern spürbar verändert.

Was früher als Sinnbild für Teamgeist und Geschlossenheit galt, nämlich die intensive und konzentrierte Trainingsarbeit unter Cheftrainer Sebastian Hoeneß, ist mittlerweile von Kälte, Distanz und teilweise offenem Unmut geprägt. Spieler, die zuvor durch Motivation und Einsatz aufgefallen waren, wirken nach außen hin reserviert, teilweise sogar lustlos. Intern ist von einer „Stimmung am Gefrierpunkt“ die Rede.

Der Ton auf dem Platz soll schärfer geworden sein. Laut Trainingsbeobachtern nehmen Wortgefechte zwischen Trainern und einzelnen Spielern zu, das gegenseitige Vertrauen scheint zu bröckeln. Besonders auffällig: Führungsspieler, die sonst als Bindeglied zwischen Team und Trainer fungieren, scheinen sich immer häufiger zurückzuziehen. Statt mit klaren Ansagen für Ordnung zu sorgen, herrscht Unsicherheit – nicht nur über taktische Vorgaben, sondern auch über die Richtung, in die sich der Verein entwickelt.

Ein immer wieder genannter Kritikpunkt betrifft die Trainingsinhalte selbst. Während zu Beginn der Saison viel Wert auf Spielkultur, kreative Lösungen und flexible Systeme gelegt wurde, hat sich der Fokus offenbar verschoben. Die Einheiten gelten nun als monoton, schwer nachvollziehbar und wenig auf die individuellen Stärken der Spieler abgestimmt. Einige Akteure sollen intern geäußert haben, dass sie sich unterfordert oder falsch eingesetzt fühlen. Andere beklagen die mangelnde Kommunikation – sowohl in taktischen Fragen als auch auf persönlicher Ebene.

Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, weil Hoeneß noch vor wenigen Monaten für seine empathische und analytische Art gelobt wurde. Er galt als Trainer, der die Spieler dort abholt, wo sie stehen, der eine gesunde Balance zwischen Autorität und Vertrauen pflegt und der in Krisensituationen Ruhe bewahrt. Doch nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben.

Immer häufiger ist die Rede von „Abnutzungserscheinungen“. Das Verhältnis zwischen Cheftrainer und Teilen des Kaders habe sich merklich verändert, so ein anonymer Mitarbeiter aus dem Vereinsumfeld. Es gebe keine offenen Auseinandersetzungen, aber ein schleichendes Entfremden. Besonders junge Spieler, die sich Weiterentwicklung und Perspektive erhofft hatten, seien zunehmend frustriert. Gleichzeitig beklagen erfahrene Kräfte, dass ihre Meinung kaum noch Gewicht habe.

Diese Situation bleibt natürlich auch den Verantwortlichen in der Vereinsführung nicht verborgen. Zwar geben sich Sportdirektion und Geschäftsführung nach außen hin geschlossen, doch intern wächst offenbar die Sorge, dass sich die Lage negativ auf die sportliche Leistung auswirken könnte. Erste vertrauliche Gespräche über mögliche Szenarien im Falle einer anhaltenden Krise sollen bereits stattgefunden haben. Noch genießt Hoeneß Rückendeckung – zumindest offiziell. Doch wie belastbar dieses Vertrauen ist, dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen.

Ein Faktor, der die Situation zusätzlich erschwert, ist der mediale Druck. Immer mehr Journalisten und Experten nehmen die angespannte Stimmung beim VfB unter die Lupe. Auch ehemalige Spieler und Klubikonen äußern sich kritisch. Sie mahnen zur Besonnenheit, aber auch zur Ehrlichkeit. Es gehe nicht nur darum, kurzfristige Ergebnisse zu liefern, sondern ein funktionierendes Mannschaftsgefüge aufrechtzuerhalten. Und das, so der Tenor vieler Beobachter, sei derzeit massiv gefährdet.

Die Fans reagieren gespalten. Ein Teil steht weiterhin hinter dem Trainer und sieht die Probleme eher in der Mannschaft, speziell bei einzelnen Spielern, die ihrer Vorbildrolle nicht gerecht würden. Andere wiederum fordern einen Neuanfang an der Seitenlinie, bevor die Saisonziele ernsthaft in Gefahr geraten. Besonders in den sozialen Netzwerken werden die Diskussionen zunehmend hitziger.

Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen. Der VfB war mit Ambitionen in die neue Spielzeit gestartet, getragen von der Euphorie der vergangenen Monate und einer punktuell verstärkten Mannschaft. Die Stimmung im Stadion war gut, die Zuschauerzahlen konstant hoch, das Umfeld ruhig. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Die Dynamik hat sich verändert – und mit ihr die Tonlage.

Die nächsten Spiele werden entscheidend sein. Nicht nur im Hinblick auf Punkte und Tabellenplatz, sondern vor allem im Kontext der inneren Stabilität. Gelingt es dem Trainer, die Kabine zurückzugewinnen, die Konflikte offen anzusprechen und neue Impulse zu setzen? Oder vertieft sich die Spaltung – mit möglicherweise weitreichenden Folgen für den gesamten Verein?

In solchen Phasen sind oft Kleinigkeiten ausschlaggebend. Eine taktische Umstellung, ein erfolgreiches Spiel, eine Geste der Versöhnung – all das kann helfen, die Situation zu entschärfen. Doch ebenso kann ein weiterer Rückschlag die Lage eskalieren lassen. Dann stünde nicht nur der Trainer zur Debatte, sondern auch das Vertrauen in die aktuelle sportliche Führung.

Was der VfB jetzt braucht, ist Klarheit. Ein offenes Wort von oben, ein Zeichen der Geschlossenheit von innen, und der Mut, auch unbequeme Fragen zu stellen. Nur so kann der Klub verhindern, dass aus einer Krise der Kommunikation ein tiefer Riss im Fundament entsteht. Denn eines ist sicher: Wer die Kabine verliert, verliert früher oder später auch den Rest.

Noch bleibt Zeit. Noch ist nichts verloren. Doch die Uhr tickt – und in Stuttgart schaut man mit wachsender Sorge auf jede Bewegung auf dem Trainingsplatz, jede Körpersprache im Spiel, jedes Interview nach Abpfiff. Denn hinter dem sportlichen Wettbewerb läuft ein viel bedeutenderer: der Kampf um die Kontrolle, die Glaubwürdigkeit – und die Seele eines Traditionsvereins.

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