Stuttgart blieb ohne Gegentor und fügte dem FC St. Pauli mit einem 2:0-Erfolg in der MHPArena die erste Niederlage der neuen Bundesliga-Saison zu.
Was sich im Vorfeld als ein hart umkämpftes Duell zweier Mannschaften mit unterschiedlichen Ausgangslagen andeutete, entwickelte sich zu einem Abend, der für den VfB Stuttgart wie aus dem Bilderbuch verlief. Mit einer konzentrierten, stabilen Leistung und einer geschlossenen Mannschaftsleistung gelang es dem Team von Sebastian Hoeneß, nicht nur die eigenen Fans zu versöhnen, sondern auch ein deutliches Zeichen in Richtung Ligakonkurrenz zu senden. Besonders bemerkenswert: Es war das erste Spiel in dieser Saison, in dem Stuttgart hinten die Null halten konnte – und das ausgerechnet gegen ein Team, das bis dahin ungeschlagen war und offensiv zu den stärkeren Aufsteigern zählte.
Schon zu Beginn der Partie wurde klar, dass der VfB diesmal mit einer anderen Körpersprache auftrat als noch in den Wochen zuvor. Die Mannschaft wirkte fokussiert, die Zweikämpfe wurden mit Entschlossenheit geführt, die Laufbereitschaft war hoch. Trainer Sebastian Hoeneß hatte seine Mannschaft offensichtlich gut eingestellt, denn taktisch präsentierte sich Stuttgart diszipliniert, mit gutem Raumgefühl und einer Struktur, die zuletzt oft vermisst wurde. Auch die Umstellungen in der Startelf schienen Wirkung zu zeigen. Die Rückkehr von erfahrenen Spielern in die erste Elf, kombiniert mit jungen, dynamischen Kräften, verlieh dem Spiel des VfB Tempo und Stabilität.
Der FC St. Pauli, bis dato mit starkem Saisonstart und hoher Effizienz in der Offensive unterwegs, tat sich von Anfang an schwer. Die Gäste kamen nur selten gefährlich vor das Tor von VfB-Keeper Nübel, der insgesamt einen ruhigen Abend erlebte und sich auf eine gut organisierte Defensive verlassen konnte. Vor allem die Innenverteidigung um Anton und Zagadou zeigte eine deutlich verbesserte Leistung im Vergleich zu den Vorwochen – kompromisslos im Zweikampf, sicher im Stellungsspiel und mit klaren Aktionen im Spielaufbau. Auch die Außenverteidiger trugen ihren Teil zur Defensivstärke bei, indem sie die gefährlichen Flügelspieler der Gäste weitgehend aus dem Spiel nahmen.
Offensiv wusste der VfB ebenfalls zu überzeugen. Das erste Tor fiel Mitte der ersten Halbzeit nach einem sehenswerten Angriff über die rechte Seite. Ein präzise gespielter Ball in den Rückraum, ein platzierter Abschluss – und Stuttgart belohnte sich für seine engagierte Anfangsphase mit dem Führungstreffer. Die Fans in der MHPArena reagierten begeistert, man spürte förmlich die Erleichterung, dass das Team endlich wieder einen überzeugenden Auftritt zeigte. Das Tor gab zusätzliche Sicherheit, und der VfB blieb weiter am Drücker, ohne jedoch das Risiko unnötig zu erhöhen.
Noch vor der Pause gelang dem Heimteam dann der zweite Treffer – eine Kombination über mehrere Stationen, die in ihrer Ausführung fast lehrbuchhaft war. Hier zeigte sich, was möglich ist, wenn die Mannschaft im Flow agiert und das Zusammenspiel funktioniert. Die Entstehung des zweiten Tores war exemplarisch für das gesamte Spiel: Teamarbeit, Präzision und ein klarer Plan. Mit dem 2:0 im Rücken ging es in die Halbzeit – und zum ersten Mal seit Wochen kehrten die Spieler unter Applaus in die Kabine zurück.
Nach dem Seitenwechsel versuchte St. Pauli, den Druck zu erhöhen, doch Stuttgart blieb stabil. Die Gäste hatten zwar mehr Ballbesitz, kamen aber kaum zu klaren Torchancen. Immer wieder bissen sie sich an der stabilen Defensive des VfB die Zähne aus. Besonders auffällig war die mannschaftliche Geschlossenheit: Jeder Spieler kämpfte für den anderen, auch die Offensivkräfte arbeiteten konsequent nach hinten mit. Diese Bereitschaft, als Einheit aufzutreten, machte am Ende den entscheidenden Unterschied aus.
Sebastian Hoeneß reagierte im Verlauf der zweiten Halbzeit mit klugen Wechseln. Frische Kräfte kamen ins Spiel, die das Tempo hoch hielten und gleichzeitig die defensive Stabilität sicherten. Auch taktisch passte er sein Team situativ an, um die Führung nicht zu gefährden. Anstatt in alte Muster zurückzufallen und sich nur auf das Verwalten des Vorsprungs zu konzentrieren, spielte der VfB kontrolliert weiter, ohne dabei die Ordnung zu verlieren. Es war eine reife Leistung – sowohl auf dem Platz als auch von der Seitenlinie.
Ein weiterer positiver Aspekt war das Verhalten der Fans. Nach den zuletzt schwierigen Wochen stand das Publikum diesmal voll hinter der Mannschaft. Die Unterstützung von den Rängen war lautstark und konstant, die Verbindung zwischen Tribüne und Team wurde mit jeder gelungenen Aktion stärker. Der Funke war übergesprungen – und das Stadion wurde zum echten Heimvorteil.
Am Ende stand ein verdienter 2:0-Sieg, der mehr war als nur drei Punkte. Er war ein Statement, eine Antwort auf die Kritik, ein Zeichen von Charakter. Stuttgart hat gezeigt, dass man in schwierigen Zeiten nicht auseinanderfallen muss, sondern auch enger zusammenrücken kann. Die Reaktion auf die internen Spannungen und die sportliche Krise fiel genau so aus, wie man es sich erhofft hatte: mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und einem klaren Erfolg.
Besonders lobenswert war auch die Leistung der jüngeren Spieler. Sie zeigten, dass sie nicht nur mitspielen, sondern Verantwortung übernehmen können. Spieler wie Undav, Führich oder Egloff setzten wichtige Impulse und unterstrichen, dass der VfB über ein breites Fundament an Talenten verfügt. Auch im zentralen Mittelfeld funktionierte das Zusammenspiel deutlich besser, was sich sowohl in der Ballkontrolle als auch in der Passgenauigkeit widerspiegelte.
Für St. Pauli hingegen bedeutete die Niederlage das Ende der kleinen Erfolgsserie. Zwar bleibt das Team insgesamt gut aufgestellt, doch die Partie in Stuttgart offenbarte auch Schwächen – vor allem im Umschaltspiel und in der Chancenverwertung. Dennoch wird die Mannschaft von Fabian Hürzeler aus dieser Niederlage lernen und gestärkt zurückkommen. Für Stuttgart aber war es ein dringend benötigter Befreiungsschlag.
Wie es nun weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Der VfB muss beweisen, dass dieser Auftritt keine Ausnahme war, sondern der Beginn einer Trendwende. Die kommenden Spiele bieten Gelegenheit, an die gezeigte Leistung anzuknüpfen und weitere Punkte zu sammeln. Doch der Grundstein ist gelegt – und zwar nicht nur in Form eines Sieges, sondern durch den Mut zur Veränderung, den Willen zur Einheit und die Bereitschaft, für das große Ganze zu kämpfen.
Mit diesem Sieg ist der Glaube zurückgekehrt – bei den Spielern, beim Trainer, bei den Fans. Und vielleicht ist genau das die wichtigste Erkenntnis dieses Abends: Dass der Fußball manchmal mehr braucht als Taktik und Talent – nämlich Haltung, Mut und ein gemeinsames Ziel. Stuttgart hat all das gezeigt. Und das macht Hoffnung für alles, was kommt.