„Vom Klubhelden zum Busfahrer: Die erstaunliche, herzergreifende und unvergessliche Reise von Rüdiger Vollborn – die wahre Seele von Bayer Leverkusen“

„Vom Klubhelden zum Busfahrer: Die erstaunliche, herzergreifende und unvergessliche Reise von Rüdiger Vollborn – die wahre Seele von Bayer Leverkusen“

 

Es gibt Geschichten im Fußball, die mehr sind als sportliche Erfolge, Tore oder Pokale. Sie handeln von Menschen, von Demut, Loyalität und der Liebe zu einem Verein, die über das Spielfeld hinausgeht. Eine solche Geschichte ist die von Rüdiger Vollborn, dem Mann, den in Leverkusen jeder einfach nur „Mr. Bayer“ nennt. Seine Reise vom gefeierten Torhüter zum Busfahrer des Vereins ist ein Kapitel, das nicht nur überrascht, sondern zutiefst bewegt – ein Symbol für Bodenständigkeit in einer Zeit, in der der Fußball immer weiter vom Menschlichen abrückt.

Rüdiger Vollborn kam 1981 zu Bayer 04 Leverkusen – ein junger Torwart, voller Ambitionen, aber ohne großen Namen. Was damals niemand ahnte: Er sollte über Jahrzehnte hinweg zum Inbegriff des Vereins werden. Über 400 Pflichtspiele absolvierte er für die Werkself und prägte eine Ära, in der Bayer Leverkusen sich vom grauen Bundesligateam zu einer europäischen Größe entwickelte. Vollborn stand zwischen den Pfosten, als Leverkusen 1988 sensationell den UEFA-Pokal gewann – ein Triumph, der bis heute als einer der größten Momente in der Vereinsgeschichte gilt.

Doch Rüdiger Vollborn war nie der laute Held. Kein Selbstdarsteller, kein Star, der sich in den Vordergrund drängte. Er war einer von denen, die durch ihre Haltung und ihre Treue glänzten. Während viele Profis kamen und gingen, blieb Vollborn – 21 Jahre lang. Und als seine aktive Karriere 1999 endete, war für ihn klar: Er würde Bayer 04 nicht verlassen.

Statt sich zur Ruhe zu setzen oder einen glamourösen Job als TV-Experte zu suchen, fand Vollborn eine neue Aufgabe – abseits des Rampenlichts, aber ganz nah am Herzen des Vereins. Er wurde Fanbeauftragter, später Teammanager und schließlich Busfahrer für den Nachwuchs. Eine Entscheidung, die in der heutigen Fußballwelt fast unglaublich wirkt. Doch für ihn war es selbstverständlich. „Ich wollte einfach weiter Teil der Familie sein“, sagte er einmal in einem Interview.

Wer Rüdiger Vollborn begegnet, spürt sofort seine Authentizität. Er spricht mit Fans auf Augenhöhe, kennt viele beim Namen und bleibt auch nach Jahrzehnten im Geschäft derselbe bodenständige Typ, der einst in der Jugend von Hertha BSC das Tor hütete. Für ihn ist Fußball kein Job, sondern eine Lebensaufgabe – und Leverkusen ist mehr als ein Arbeitgeber, es ist Heimat.

Viele junge Spieler, die durch die Nachwuchsakademie des Vereins gehen, begegnen ihm früh. Sie sehen ihn hinter dem Steuer des Mannschaftsbusses und erkennen vielleicht erst später, dass dieser freundliche Fahrer einst auf den größten Bühnen Europas stand. Vollborn selbst macht daraus kein großes Thema. „Ich bin einfach glücklich, wenn ich etwas beitragen kann“, sagt er bescheiden. Diese Haltung macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung in einer Ära, in der viele ehemalige Profis sich lieber vom Alltag der Fans distanzieren.

Doch seine Geschichte ist mehr als nur eine Anekdote über Bescheidenheit. Sie ist ein Spiegelbild eines Fußballlebens, das geprägt ist von Loyalität, Menschlichkeit und der Liebe zu einem Verein. Während Transfersummen explodieren und Karrieren oft nur noch strategisch geplant werden, erinnert Rüdiger Vollborn daran, dass wahre Größe nicht im Geldbeutel liegt, sondern im Charakter.

Bayer Leverkusen ehrt ihn längst als lebende Legende. Kein anderer Spieler hat mehr Pflichtspiele für den Klub absolviert. Seine Bilder hängen in den Gängen der BayArena, und viele Fans nennen ihn das „menschliche Gesicht“ des Vereins. Doch für Vollborn selbst ist Ruhm nie das Ziel gewesen. Er definiert Erfolg anders: „Wenn mich die Leute im Verein noch nach all den Jahren gern sehen, dann habe ich wohl nicht alles falsch gemacht.“

Seine Geschichte zeigt auch, wie sich Fußball und Gesellschaft verändert haben. In den 1980er- und 1990er-Jahren war der Sport noch näher an den Menschen. Spieler lebten oft in denselben Vierteln wie die Fans, man traf sich im Supermarkt oder an der Tankstelle. Heute sind Stars häufig abgeschirmt, der Kontakt zur Basis verloren. Vollborn steht für das Gegenteil – er lebt die Verbindung, die zwischen Klub und Anhängern einst selbstverständlich war.

Was ihn besonders macht, ist seine tiefe Überzeugung, dass jeder Job im Verein wichtig ist – egal ob man Tore verhindert oder den Bus fährt. Diese Haltung hat er sich in all den Jahren bewahrt. Selbst wenn er die jungen Spieler zu Auswärtsspielen fährt, sieht er darin eine Ehre. „Ich weiß, wie viel Leidenschaft in diesen Trikots steckt“, sagt er, „und ich will, dass sie verstehen, was es bedeutet, Bayer Leverkusen zu vertreten.“

Viele, die ihn kennen, sagen, dass er für Bayer das ist, was Uwe Seeler für den HSV oder Fritz Walter für den 1. FC Kaiserslautern war: ein Symbol, das über Generationen hinweg wirkt. Ein Mann, der nicht nur den Verein geprägt hat, sondern auch seine Werte verkörpert – Ehrlichkeit, Treue und Menschlichkeit.

In einer Welt, in der Fußball oft zum Geschäft verkommt, ist Rüdiger Vollborn ein stiller Rebell. Einer, der zeigt, dass man auch ohne Glamour, ohne große Bühne und ohne Millionenverträge Größe zeigen kann. Seine Reise vom Klubhelden zum Busfahrer ist keine Geschichte des Abstiegs, sondern eine Geschichte der Größe – der echten Größe, die bleibt, wenn der Applaus längst verklungen ist.

So endet das Märchen von Rüdiger Vollborn nicht mit dem letzten Spiel oder dem letzten gehaltenen Elfmeter. Es geht weiter – Tag für Tag, auf den Straßen, in der Kabine, auf den Gesichtern der jungen Spieler, die er fährt. Er ist und bleibt „Mr. Bayer Leverkusen“ – nicht, weil er die meisten Spiele gemacht hat, sondern weil er den Geist des Vereins lebt wie kein anderer.

Und vielleicht ist das das größte Vermächtnis, das ein Fußballer hinterlassen kann: nicht Pokale oder Rekorde, sondern ein Stück Menschlichkeit in einer Welt, die sie dringend braucht.